Dieser Bereich wird gerade bearbeitet (bis ca.10.04.2024)

Bild von Christian Dorn auf Pixabay

Die Gründer des Traditionskabinetts

Das Grenzhus Schlagsdorf plant eine Ausstellung zur Geschichte des Traditionskabinetts Schlagsdorf.

Das Traditionskabinett war bis zur Wende "Das Heimatmuseum" in Schlagsdorf.

An dieser Stelle werden Materialien zusammengetragen, die nach Schließung dieser Ausstellung die Versuche zeigen, diesen Fundus an Ausstellungsstücken der Nachwelt zu erhalten.

Nach dem Traditionskabinett und dem Dorfmuseum

Auf der Suche nach Konzepten - SVZ 19.03.2003

Schlagsdorf * Nach dem zweitägigen Landesgedenkstätten-Seminar haben beim Grenzhuus-Team jetzt die Auswertungsarbeiten von dieser Veranstaltung begonnen. Nach Angaben von Rainer Kluck werden sie drei bis vier Wochen dauern.
Materialien auswerten, Kontakte ausbauen - das sind nur zwei Punkte, die auf der Arbeitsliste des Crenzhuus-Teams stehen. Spannend hört sich das nicht an, interessanter ist da schon eine Diskussion, die der ehemalige Schlagsdorfer Lehrer Siegfried Mader angestoßen hat, Er war während des Seminars als Zeitzeuge aufgetreten und unterbreitete Vorschläge, wie das Grenzhuus attraktiver gestaltet werden könnte.

In der Bevölkerung wird das Museum eher als Fremdkörper angesehen. Darauf hatte ein Seminarteilnehmer hingewiesen, der am Wochenende eine nicht repräsentative Umfrage in Schlagsdorf gestartet hatte. Laut dieser Umfrage sei das Grenzhuus vom Image her wenig attraktiv für die Schlagsdorfer.

Mader regte deshalb an, das Ausstellungskonzept stärker zu regionalisieren. „Im Grenzhuus müsste auch dargestellt werden. wie wir hier gelebt haben. Man müsste beispielsweise mehr Teile des ehemaligen Traditionskabinetts ausstellen. Dann würden auch mehr Einheimische ins Grenzhuus gehen“, so Mader.
Rainer Kluck vom Grenzhuus-Team räumte inzwischen ein, dass es derzeit kein Ausstellungskonzept gebe. „Wir brauchen also eine Überarbeitung, sich weiter durchzuschlängeln wäre für das Grenzhuus tödlich”, sagte Kluck. Er kündigte gestern an, u. a. eine Geschichts-Werkstatt einrichten zu wollen. Das Motto: Alltag im Grenzort Schlagsdorf. Einheimische sollen dabei über ihre Erlebnisse berichten. Ein weiteres Ziel wären Interviews mit diesen Zeitzeugen.
Unterstützung für das Grenzhuus wurde inzwischen aus Sachsen-Anhalt angeboten.
Mitarbeiter der Gedenkstätte Marienborn verwiesen auf Wanderausstellungen Zum Thema „Deutsche Teilung". Außerdem signalisierten sie, bei der Erarbeitung von Konzepten behilflich zu sein.
Quelle: SVZ von 19.03.2003 [Michael Schmidt]

Gutshaus wird Grenzmuseum - SVZ (1997)

SCHLAGSDORF - Vor sieben Jahren fielen auch in Schlagsdorf am Mechower See Grenzzäune und Postentürme. Jetzt werden sie wieder aufgebaut - aber nur für ein Museum. Gestern fand für das künftige Tourismuszentrum das Richtfest statt.

Die Gesamtkosten für das einmalige Projekt im Norden betragen über eine Million Mark und werden in der Bauphase von der Gemeinde Schlagsdorf finanziert.
370 000 Mark sollen aus Töpfen des Wirtschaftsministeriums fließen. Ob das Innenministerium das Vorhaben unterstützt, ist noch offen.
Im ehemaligen Gutshaus, der späteren Schule, wird es fünf Bereiche geben. So steht die touristische Information im Vordergrund, wird eine Ausstellung des Naturparks Schaalsee integriert und soll eine Gaststätte müde Wanderer zur Rast einladen. Das Grenzlandmuseum zeigt Exponate zur ehemaligen innerdeutschen Grenze, im Außenbereich kann später sogar ein Original-Grenzturm bestiegen werden. Ebenfalls Platz wird für das Dorf- und Heimatmuseum geschaffen.
Nach dem Richtspruch von Zimmerer Wolfgang Eckbrett bedankte sich Amtsvorsteher Karl-Heinz Ollrogge bei allen Beteiligten für die bisherige gute Arbeit. Er selbst habe das Projekt anfangs nicht mit Wohlgefallen begleitet, denn „es weckte böse Sperrgebiets-Erinnerungen.“
Aber später sei die Erkenntnis gereift, „dass die unmenschliche Grenze bei späteren Generationen nicht in Vergessenheit geraten darf.“
Darüber hinaus werde sich laut Ollrogge hier ab 1998 die Chance bieten, Touristenströme aus Lübeck und Hamburg in das Gebiet um Rehna zu locken.

Altes Gutshaus wird neues Domizil - MARKT 16.05.1996

Das Dorfmuseum möchte auch den Ort Schlagsdorf bekannt machen. Uber die Entstehungsgeschichte sprach EXTRA mit Siegfried Mader, Mitgestalter des Museums.

Die Gemeinde Schlagsdorf gehörte während der Zeit der DDR zum sogenannten Sperrgebiet, .denn unweıt, des Ortes‚ befand: sich bereits. der erste, Zaun. Etwa zweihundert Meter von diesem Zaum entfernt wohnte bereits damals einer der Mitgestalter des Dorfmuseums, der ehemalige
Polytechnik-Lehrer Siegfried Mader.
Er erzählte von der Entstehung des Museums: „Sowohl die Schule in Schlagsdorf als auch die LPG Tierproduktion bekamen 1977 den Auftrag zur Gestaltung eines Traditionskabinetts. Es ergab sich zwangsläufig die Frage nach dem Sinn zweier Einrichtungen, so dass wir uns, drei Lehrer und ein Mitglied der LPG, zusammensetzten, um: ein Traditionskabinett zu: gestalten. “Neben Siegfried Mader gehörten Günther Deter Henry Irreck und Werner Stuth zu den Männern der ersten Stunde.

Gemeinsam mit Schülern wurden Fragebögen zur Dorfgeschichte ausgearbeitet, die den Dorfbewohnern vorgelegt wurden. Auf diese Weise wurden die ersten. Materialien für das spätere Traditionskabinett zusammengetragen. Insgesamt vier .Jahre arbeıteten sie an der Ausstellung, die seit 1982 der Öffentlichkeit zugänglich war.
Ziel des Traditionskabinettes war es, die Entwicklung der sozialistischen Landwirtschaft von 1945 bis zur Gegenwart zu dokumentieren. Das Echo in der Bevölkerung war groß. Viele Bürger gaben alte Landwirtschafts- und Haushaltsgeräte an das Kabinett.
„Diese Resonanz hat uns zum Weitermachen angespornt“, so Siegfried Mader.
1982 konnten weitere Räume übergeben werden. Erarbeitet wurden in den folgenden Jahren auch Dokumentationen über die Nachbargemeinden, die Partei, die Feuerwehr, die Kampfgruppen und über die Jäger.
Mit der Wende wandelte sich das Traditionskabinett zum Dorfmuseum. Geistesgegenwärtig retteten Siegfried Mader und seine Freunde nach der Wende viele Materialien der ehemaligen Grenztruppen, darunter Uniformen, Grenzsteine und vieles andere mehr. „In Ratzeburg.. beim Bundesgrenzschutz lagern noch weitere Zeitzeugen“, erzählt Siegfried- Mader“ Auch ein Postenturm aus. Lassahn angeliefert liegt in unmittelbarer Nähe-der ehemaligen Grenze. Der Turm soll als Bestandteil des Museums wieder aufgebaut werden.
Zurzeit ist das Dorfmuseum in Schlagsdorf leider nicht geöffnet. Die Baracke ist zu klein, die Vielzahl der Dokumente für den Besucher kaum überschaubar. Daher ist vorgesehen, das Museum in das Gutshaus zu verlegen.
Dort wird neben einer Gaststätte auch der Naturschutz eine Ausstellung erhalten.
Dass das Dorfmuseum heute eine fast lückenlose: Dokumentation von vierzig Jahren DDR-Geschichte- aufweisen kann, daran hat Siegfried Mader keinen unbedeutenden Anteil, denn die Fotoarbeiten stammen von ihm. „An einem sicheren Ort lagern über 1000 Dias aus dieser Zeit.“ Mader selbst hat während der Zeit des Eisernen Vorhangs mit seıner Kamera Filme gedreht, die aufgearbeitet werden müssen. Die Installation im Gutshaus hat noch eine Seite: Die Aussteilung könnte nach ihrer Fertigstellung den Ort über seine Grenzen hinaus bekannt machen, was auch beabsichtigt ist.

Quelle: MARKT vom 16.05.1996 (-th)

Aus der Geschichte lernen - LN 29.04.1995

Schlagsdorf: Bürgermeister Leo Grunenberg als Museumsführer
SCHLAGSDORF - „Wir müssen doch wissen, woher wir kommen. Darum ist das Museum so wichtig“, sagt Leo Grunenberg, Bürgermeister in Schlagsdorf. Ab und zu kommt er vorbei, um im kleinen Dorfmuseum zu lüften. Die Ausstellung soll keinen Schaden nehmen. Ansonsten aber hat die Museumsbaracke zurzeit ihre Pforten geschlossen. Dabei gibt es mehr als genug zu sehen. Quer durch die Zeiten wird der Betrachter gezogen: ein Foto der Feuerwehr zur Jahrhundertwende, ein uraltes Bauernbett, Werkzeuge, Fahnen und Trachten.

Bis in die jüngste Zeit reicht die Jagd durch die Jahrhunderte: Fahnen von Parteiumzügen, Uniformen der Grenztruppen, Gastgeschenke der estnischen Partnerkolchose, Bilder der eingeschneiten Region aus dem Winter 1978, als nur noch die Panzer durchkamen. „Eigentlich kann man das hier nur Magazin nennen“, meint Grunenberg nachdenklich, „die Menge in den kleinen Räumen erschlägt ja“.Die Schlagsdorfer wollen ihr Museum gerne im Ort behalten. Jetzt soll es zusammen mit einer Ausstellung des Naturparks Schaalsee und dem neuen Grenzlandmuseum in die alte Schule einziehen, sobald der Hort auszieht.
Günther Deter und Siegfried Mader, die in den letzten Jahren viel Zeit in das Museum investiert haben, fürchten allerdings, dass im größeren Rahmen manches Ausstellungsstück „überarbeitet“ wird. Am ehesten wohl die umfangreichen Schautafeln über die Geschichte der Landwirtschaft, die Anfang der 80er Jahre entstanden. Mader hat sich viel Arbeit gemacht, denn jedes Bild, jedes Dokument hat er vom Original abfotografiert. Stunden hat er in der Dunkelkammer zugebracht. Einen Fotokopierer gab es nicht. Natürlich, so sagt Deter, sind die Texte so geschrieben, wie es der DDR-Geschichtsaufbereitung entsprach. „Aber das ist doch auch Geschichte. Das sollte so bleiben“, meint er.
Gedacht war das ehemalige „Traditionskabinett“ vor allem für die Schüler der Schlagsdorfer Schule und die Genossenschaftsangehörigen. Auf den vielen Bildern konnten die Schüler Eltern und Großeltern wiederfinden und so die Geschichte ihrer Region besser begreifen.
Nach der Wende haben aber auch andere Schulklassen hereingeschaut.
Wer heute ins .Museum will, muss sich vorher anmelden, denn Geld für Personal gibt es nicht in Schlagsdorf.
Da muss der Bürgermeister schon selber mit dem Schlüssel kommen.
Quelle: LN vom 29.041995 [Text u. Bild: Ulrike Meier]

Das Ende des Dorfmuseums - Brief von W. Stuth